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VEZALEBT – Veza Canetti, ein spätes Jubiläum in Wien

Wer oder was wäre eine Veza Canetti von heute? Wir wissen es nicht. Im Wien der Ersten Republik war ihr Leben von unsicheren Zeiten und historischen Brüchen bestimmt. 1938 emigrierte sie mit ihrem Mann Elias Canetti nach England, wo sie vor 50 Jahren in London starb. Sie schrieb immer unter Pseudonymen. Die Sprache und Haltung dieser Dichterin Veza Canetti (1897-1963) wirkt im Heute weiter und es ist Zeit, von ihr in der Gegenwartsform zu sprechen. Veza lebt. Sie überrascht und inspiriert, seit ihr erster Roman (erst 1990) posthum erschienen ist, gleichermaßen Kunst wie Literatur.

„VEZALEBT – Veza Canetti, ein spätes Jubiläum in Wien“ wird vor allem ein Fest sein. Literarische, künstlerische, musikalische und wissenschaftliche Annäherungsversuche an diese lang Verschwiegene werden von nachgeborenen Generationen gebündelt. Damit wird Identität vor Ort und über Österreich hinaus möglich gemacht. Im Vorfeld arbeitete eine Projektgruppe bei Basis.Kultur.Wien, um sich der Wiener Schreibumgebung der jungen Venetiana Taubner-Calderon (ab 1934 hieß sie Canetti) künstlerisch-prozessual anzunähern. Ausstellungen an acht benachbarten Orten und im öffentlichen Raum zeugen von unterschiedlichen Zugängen.

Vezas Canettis Roman Die Gelbe Straße gilt als literarische Transformation der Ferdinandstraße im 2. Bezirk, der Leopoldstadt, einem jüdischen Viertel im Wien der 1930iger Jahre. Mit der Lesung aus ihrem Exilroman „Die Schildkröten“ schließt diese mehrwöchige Jubiläums-Veranstaltung. Die bei ESRA vorgestellte Anthologie „Veza Canetti lebt“ versammelt sozialkritische Kurzprosa von Frauen heute, wie auch wissenschaftliche Texte, zeigt Abbildungen des Kunstprojekts und fragt nach Bedingungen für ein Kunst- und Literaturschaffen von Frauen in unserer Zeit.

Die Wahrheit darin ist verschüttet, lautet schließlich das ausgewählte Zitat auf der Widmungstafel an Vezas Schreibhaus. Das Kunstprojekt VEZALEBT wird zusammen mit der Theodor Kramer Gesellschaft am 6. Mai 2013 diese Tafel der Bevölkerung übergeben. Unweit davon ist zukünftig eine permanente Lichtinstallation angedacht: VEZA fehlt“ ist als einwöchige Projektion schon Teil des öffentlichen Raums. Mit der Entdeckung des Schreibhauses von Veza Canetti begann unsere Annäherung 2006, zusammen mit Labyrinth, einer Gruppe von englischen DichterInnen in Wien. Ein Prozess, der Räume um Räume aufmacht, wie jedes Erinnern.

 

Projekte zum Thema Veza Canetti, im Vorfeld des Jubiläumsprojekts Mai/Juni 2013

„Eine Seite Gelbe Straße“, Partizipationsprojekt vor Ort, bei TASTE UM DIE ECKE (2004)

„HAUS 29, GELBE STRASSE – ein Fest für Veza“, punktuelle Veranstaltung mit einwöchiger Fassadeninstallation im / am Haus Ferdinandstraße 29, zusammmen mit Labyrinth (2006). www.taste.at

art goes science II, dazu: „Drei Höfe, ein Pferd, Kunst und Wissenschaft“, Projektvideo mit Teilnahme von Elke Krasny, Burghart Schmidt u.a., 41 min 47 sec, PAL16:9, gefördert durch BMWF (2009). www.taste.at

AVISO VEZALEBT, Präsentation im Sternstudio (2012) und drei Ausstellungen der Projektgruppe vezalebt bei Basis.Kultur.Wien, im Ausstellungsraum am Burjanplatz 1 (2010-2012). www.basiskultur.at

„LÜCKEN- Veza Canetti erinnernd“, 75. Autorinnenprojekt der Alten Schmiede, von und mit Petra Ganglbauer. Zugeladene: Susanne Hochreiter, Margret Kreidl, Ilse Kilic, Gertrude Moser-Wagner (30.4.2013). www.alte-schmiede.at